Der folgende Text ist ein Auszug aus dem folgenden Beitrag:
Die Auferstehung Jesu
Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, ist der Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens. Wenn Jesus nicht wirklich von den Toten auferstanden ist, dann entspricht der Glaube der Realität bloß nicht. Und obwohl natürlich nicht gerade eine Mehrheit der Historiker akzeptiert, dass die Auferstehung wirklich stattgefunden hat, kann nicht geleugnet werden, dass es auffällige Beweise dafür gibt, dass in der Geschichte vor der Entstehung der frühen Kirche etwas eher Merkwürdiges passiert ist.
Tatsächlich sprechen die von allen kritischen Gelehrten anerkannten geschichtlichen Faktoren rund um den Tod Jesu von Nazareth, wie seine Kreuzigung am Kreuz, das leere Grab am dritten Tag, die vollständige und echte Bekehrung seiner Jünger, der Glaube der frühen Kirche an seine Auferstehung vom Anfang an, und die Bekehrung prominenter Juden wie Paulus von Tarsus, die anfangs nicht an ihn glaubten, dafür, dass es tatsächlich geschehen ist. Die historischen Umstände der Auferstehung Jesu sind in der englischsprachigen Welt immer noch Gegenstand ausführlicher Debatten unter Gelehrten.
Aber wie ich bereits erwähnt habe, glauben nicht alle Historiker, dass die Auferstehung Christi wirklich stattgefunden hat, und das liegt natürlich nicht daran, dass sie dumm oder böse sind. Die Auferstehung Christi hat enorme philosophische Implikationen und würde auch einen übernatürlichen Eingriff in die Raumzeit bedeuten. Es ist auch eine historische Schlussfolgerung (genauer gesagt, eine Schlussfolgerung, die auf historischen Beweisen beruht), und natürlich können wir uns der Beweise der Geschichte nicht völlig sicher sein.
Humes Argument gegen Wunder
Aber die meisten, die die Auferstehung Jesu ablehnen, tun es nicht vor allem aus historischen Gründen - denn die Beweise, die wir aus der Geschichte haben, deuten eher darauf hin, dass die Auferstehung stattgefunden hat. Es sind vielmehr philosophische Gründe.
Der schottische Philosoph David Hume (18. Jh.) zum Beispiel brachte sein berühmtes Argument vor, dass, es sei denn, man ist so privilegiert, ein Wunder gesehen zu haben, alle von uns beobachteten Phänomene natürliche Ursachen haben. Und da alle Phänomene, die wir beobachten, natürliche Ursachen haben, sollten wir uns bei der Erklärung mysteriöser Phänomene immer auf natürliche Ursachen berufen. Behauptungen über übernatürliche Wunder können daher, unabhängig davon, wie viele Beweise es dafür gibt, nie genügend Beweise liefern, um das Gewicht zu überwältigen, das all unsere anderen Erfahrungen mit natürlichen Ursachen und Wirkungen natürlichen Erklärungen verleihen.
Diejenigen Historiker, die die Auferstehung ablehnen, räumen oft ein, dass die historische Geschehnisse rund um die Entstehung der Kirche etwas seltsam darstellen. Davon wird aber eher ausgegangen, dass dort nichts Übernatürliches geschehen ist und dass es sich nur um eine Besonderheit der Geschichte handelt. Dabei wird oft auf Humes Argument berufen. Und das ist kein unvernünftiger Weg, wenn man das Christentum aus anderen Gründen für völlig inakzeptabel hält.
Humes Argument hat durchaus etwas Wichtiges erkannt. Schließlich ist es kaum zu leugnen, dass eine bemerkbare Uniformität der Welt es dem Beobachter zunächst nicht erlaubt, die Wahrscheinlichkeit einer Abweichung höher einzuschätzen. Und es schadet überhaupt nicht, diese Einsicht zu würdigen. Es gibt in der Tat eine Art Beweislast für diejenigen, die behaupten wollen, die Realität habe sich plötzlich ganz anders verhalten als es in allen anderen bekannten Umständen verhalten hat.
Es gibt aber einige seriöse Probleme mit Humes Argument, auf die ich hinweisen möchte. Aufgrund seiner empiristischen1 Annahmen über Wissen geht Hume implizit davon aus, dass es keine wirkliche Kausalität gibt, sondern dass wir als Menschen nur bestimmte Erfahrungen machen, dass einige Dinge regelmäßig aus anderen Dingen folgen. Man sieht, dass die Aussaat des Feldes regelmäßig zu Pflanzen führt, so dass wir erfahrungsgemäß einen Zusammenhang zwischen den beiden herstellen können. So eine Sichtweise hindert uns aber daran, Schlussfolgerungen über die Realität zu ziehen und erlaubt uns nur über unsere Erfahrungen nachzudenken.
Von hier aus zieht er die Schlussfolgerung, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eingetreten ist oder nicht, durch die wahrscheinlichkeitstheoretische Analyse der Summe unserer Erfahrungen bestimmt wird, die für eine solche Behauptung relevant wären, und nicht durch die objektive Umstände, die auf die Situation einwirken. Das Grundproblem von Humes Argument ist seine empiristische Erkenntnistheorie, aber wir können es mit dem folgenden Beispiel leichter veranschaulichen.
Wir erwarten nicht, dass die Sonne jeden Morgen aufgeht, nur weil sie es unserer Erfahrung nach immer getan hat, sondern weil wir glauben, dass die physische Welt und unsere Galaxie objektiv so beschaffen sind, dass die Erde ständig um die Sonne kreist. Wir glauben nicht, dass Menschen dazu neigen, im Alter von 80-90 Jahren zu altern und zu sterben, nur weil das unserer Erfahrung entspricht, sondern weil wir glauben, dass es etwas in der Natur des menschlichen Körpers gibt, das ihn zu einem solchen Ergebnis veranlasst.
Humes Analyse der Kausalität auf der Grundlage von Erfahrung impliziert, dass wir eine enorme Menge an Erfahrungswerten benötigen, bevor wir glauben, dass außergewöhnliche Ereignisse eintreten können (ganz abgesehen von dem Übernatürlichen). Stellen wir uns vor, auf der anderen Seite der Welt gibt es einen Vulkan namens Caldera, von dem wir wissen, dass er inaktiv ist und seit Tausenden von Jahren nicht mehr ausgebrochen ist. Wenn uns jemand erzählt, dass er gestern ausgebrochen ist, sollten wir uns nach Humes Argumentation daran erinnern, dass alle unsere Erfahrungen mit diesem Vulkan darin bestehen, dass er nicht ausgebrochen ist, und deshalb sollten wir uns weigern zu glauben, dass er ausgebrochen ist, selbst wenn es unabhängige Nachrichtenberichte gibt, die behaupten, dass es doch geschehen ist. Aber da ist offensichtlich etwas falsch.
Das grundlegende Problem mit Humes Argument ist folgendes: Er begründet die anfängliche Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eingetreten ist, mit der Summe unserer Erfahrungen und nicht mit einer Analyse der objektiven Umstände. Die anfängliche Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs der Caldera wird nicht durch die Summe unserer Erfahrungen dieser Region bestimmt, sondern durch eine Analyse der objektiven geologischen Gegebenheiten, die diese Region betreffen. Diese entnehmen wir von einer Analyse unserer Erfahrung, sind aber nicht dasselbe wie sie.
Das ist wichtig, denn der wichtigste Faktor bei der Betrachtung der Auferstehung Christi ist die Frage, welche Faktoren dabei eine Rolle gespielt haben könnten, und nicht, wie viele Erfahrungen wir mit der Auferstehung von Toten haben. Unsere Erfahrung lehrt uns ja, dass übernatürliche Ereignisse, wenn überhaupt, nur äußerst selten vorkommen. Aber das gibt uns nicht die Rechtfertigung zu glauben, dass sie nie passieren können oder dass wir nie daran glauben sollten. Nur die völlige philosophische Leugnung des Übernatürlichen kann die absolute Ablehnung der übernatürlichen Kausalität rechtfertigen, und das ist schwer erfolgreich zu argumentieren.
Wenn man jedoch einige Überlegungen anstellt, die für den Glauben an Gott sprechen, wie wir bereits besprochen haben, gibt es einen echten Grund zu glauben, dass es ein übernatürliches Eingreifen gegeben haben könnte. Denn auch wenn es angesichts der Lage der tektonischen Platten der Erde sehr unwahrscheinlich ist, dass der Vulkan Caldera ausbricht, heißt das nicht, dass er nie ausbrechen wird. Tatsächlich gibt es einige Überlegungen, die unsere Vermutung verstärken könnten, dass es zu einem extrem raren Ausbruch des Caldera kommen könnte.
Vielleicht haben wir zum Beispiel die Schlagzeile verpasst, dass es einen Monat zuvor tektonische Aktivitäten in der Gegend von Caldera gegeben hat, die die Wahrscheinlichkeit von Eruptionen erhöht haben? Das bringt uns in einen Kontext, in dem die vorherrschenden Bedingungen jetzt etwas anders sind, und es würde uns zu der Annahme verleiten, dass der Ausbruch von Caldera in dieser Zeit doch weniger unwahrscheinlich ist.
Wenn wir auf die Geschichte der Religion zurückblicken, bietet das Christentum auch einen solchen Kontext. Das Aufkommen des Christentums hat die Welt unauslöschlich verän dert. Ich meine, das Christentum hat im Grunde grundlegende Werte "erfunden", die wir in einer modernen Gesellschaft für zentral halten, wie zum Beispiel Vergebung und Erbarmen, wie der nichtchristliche Historiker Tom Holland in seinem Buch Dominion behauptet. Außerdem wurde in den jüdischen Schriften ein kommender Messias vorhergesagt. Wenn man bedenkt, dass die Ereignisse rund um die Auferstehung den Grundstein für eine große Religion bilden, könnte man meinen, dass Gottes Handeln, wenn er jemals in der Welt gehandelt hat, wahrscheinlich in solchen Ereignissen zu finden ist. Diese Fakten bringen die Auferstehung Jesu in einen Kontext, der uns aufmerksamer gegenüber dem Übernatürlichen machen sollte. Denn auch wenn das Übernatürliche in der Tat selten ist, können wir anhand dieser Zusammenhänge erkennen, wo es in den seltenen Fällen, in denen es auftaucht, auftauchen könnte.
Diese Diskussion könnte stundenlang weitergehen, aber es genügt zu sagen, dass die Auferstehung Jesu aus diesen Gründen meiner Meinung nach eine nicht unwahrscheinliche, wenn nicht sogar plausible Hypothese ist.
Die Annahme, dass Wissen ausschließlich durch die Sinneserfahrung entsteht.